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Theater und Kino
Geisenfeld-Online

"Alles nur Theater": Neues Stück und neuer Saal begeistern gleichermaßen

Nöttinger Laiendarsteller überzeugen mit Wortwitz und turbulenten Szenen

GZ vom Dienstag, 1. März 2005, Magdalena Zurek
Bilder : Peter Mühlbacher


Voller Dynamik, gespickt mit Wortwitz und turbulenten Szenen präsentiert sich das neue Stück der Theaterfreunde Nötting. Die Laiendarsteller leben mit sichtlicher Spielbegeisterung ihre Rollen aus, die Regie sorgt für ausgewogene Bühnenpräsenz und flüssige Perspektivwechsel. Das ist zwar "Alles nur Theater", aber wie die herzhaften Lacher beweisen, eine vergnügliche Alternative zum TV-Einerlei. Zumal auch "Sex and Crime" dank Einbruchdiebstahl, CanCan-Einlagen und Männerstrip nicht fehlen.

Richtig zur Sache geht es schon gleich zu Beginn der ganzen Geschichte, denn wenn`s der resoluten Bäuerin Agnes (eine temperamentvolle Maria Mayer) zu bunt wird, fliegen schon mal Holzscheite durch die gute Stube.

Die brave Hausfrau hat es satt, dass ihr "Oida", seines Zeichens stellvertretender Bürgermeister, das Saufen mit dem Gemeinderat als höhere Politik ansieht. Der ehegelangweilte Alfons (Peter Zellner in Bestform) seinerseits hat schwer mit seiner punkigen Tochter Eva (herrlich cool und sexy: Gabriele Eibl im Streit mit der "no future generation") zu kämpfen. Dass es da auch noch eine "unrasierte Schwägerin" gibt, die ständig quer schießt, veranlasst ihn zum Ränkeschmieden mit Heinz (bauernschlau und leicht trottelig: Karl-Heinz Schlesiger in seinem Schauspielelement), einem dichtend veranlagten Witwer.

Bei ihrem Versuch, Milchkuh und Schwägerin zugleich an den Mann und damit vom Hof zu bringen, haben die beiden die Rechnung allerdings ohne die Hilde (eine Paraderolle für Monika Zellner als temperamentvolle Jungfrau mit "Ambiente") gemacht. Und auch die Rechnung des Bauern, einen Seitensprung mit der Kellnerin des Ortes durch ein Volkstheater-Casting zu arrangieren, geht nicht auf. Die Weiber durchschauen, dank eines Winks der Pfarrköchin (Irmgard Fischer als sittenstrenge "Tabasco-Goschn" mit Sprachfehler), die Pläne und sinnen ihrerseits auf Rache.

Während also bei der älteren Generation der Geschlechterkampf tobt, wendet sich die weibliche Jugend vom "zipfellosen Klonen" lieber wieder der biologischen Fortpflanzung zu. Verspricht diese doch in Gestalt eines glupschäugigen "Zuckerhaserl" aus der Stadt ungeahnte Freuden. Der studierte Hansi (Neuling Manfred Meixensberger besteht als begriffsstutziger Gutgott die Feuerprobe) lässt sich dabei gerne vom Mamasöhnchen in "Zorro" verwandeln.

Und damit ja keine Langeweile aufkommt, mischt sich auch noch ein Altwarenhändler (Gerhard Reitmeier als "anrüchiger" Geschäftsmann mit lauteren Absichten) ein.

Wie am Ende ein Pottschamperl zu Amors Pfeil mutiert, sich die erogenen Zonen des Mannes dank grüner Unterhosen neu definieren und sich alles zum Besten fügt, soll hier nicht verraten werden. Wer´s wissen will, der besuche eine der beiden Vorstellungen am nächsten Wochenende im "Theatersaal" über dem Getränkeladen Fuchs, den die Schauspieler in Eigenarbeit hergerichtet haben. Dabei kann er sich vom "Ambiente" auf und vor der Bühne überzeugen, für das neben Schauspielern und Regie auch Lorenz Frank und Georg Krämer (Technik und Beleuchtung) sowie Christa Reitmeier (Maske) ihren Beitrag leisteten. Dank der Textsicherheit der Akteure überwiegend arbeitslos blieb Souffleuse Maria Schlesiger.

Nach dem traditionellen Abschieds-Gstanzl begleitet von Miek Michielsen dankte Kulturreferentin Anneliese Lackermair den Darstellern im Namen der Stadt für einen "vergnüglichen Abend" ebenso wie für die über 500 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden zum Herrichten des Saales. Das Publikum lohnte den Einsatz mit einem Sonderapplaus und viel Lob für "einen wirklich gemütlichen Raum".


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