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Nach heuer Schluss? Um Bauerntheater der Nöttinger wäre es jammerschade

Mit dem Stück "Paul in der Krise" zeigt die Truppe noch einmal ihr ganzes Talent

Geisenfelder Zeitung : Magdalena Zurek
Bilder : Peter Mühlbacher und Miek Michielsen


Sollten dies wirklich die letzten Aufführungen der Theaterfreunde Nötting gewesen sein, weil nach Renovierung der TV Halle keine geeignete Bühne mehr zur Verfügung steht? Die Zuschauer · deren Zahl jedes Jahr aufs Neue steigt · würden dies wohl ebenso bedauern, wie die Akteure selber. Ganz gleich, was die Zukunft bringt, mit "Paul in der Krise" beweisen die Laiendarsteller derzeit zur Freude des Publikums noch einmal ihr ganzes Talent. Der gute Ruf des Ensembles hat dafür gesorgt, dass heuer nach Auskunft der Organisatoren "so viele wie noch nie" die Seniorenvorstellung besuchten. Zur Befriedigung der großen Nachfrage ist sogar erstmals eine allgemeine Zusatzvorstellung nötig.
Wer kennt ihn nicht, den Kater nach einer durchzechten Nacht? Normalerweise helfen ein gutes Frühstück und ein paar Tassen Kaffee über die schlimmsten Wehwehchen hinweg. Nicht so bei Paul (Michael Bretz verleiht dem naiven Bauern als Idealbesetzung mit mimischer Vielfalt glaubwürdig Leben), denn der hat im Suff sein "Wei" arg beleidigt und zu allem Überfluss auch noch eine adrette Praktikantin eingestellt.
Während sein "bockendes" Eheweib sich auf beharrliches Schweigen verlegt, schüttet Paul seinen Kummer bei Alois (Peter Zellner in der Rolle des gutmütigen Nachbarn) aus.
Um ihm "entschuldigungstaktisch" auf die Sprünge zu helfen, übt dieser mit mit seinem Freund entsprechende Liebesbekundungen. Dass Martha den Dialog belauscht und ihn völlig missdeutet, trägt nicht gerade zur Besserung der ehelichen Situation bei.

Ebensowenig wie die Tatsache, dass der Paul sich in Gegenwart Claudias (Gabriele Eibel erntet als Praktikantin mit Sexappeal auch aus dem Publikum anerkennende Pfiffe) regelmäßig zum "Rindviech" macht. Und dann sorgt auch noch der Opa, der vorgibt "dorat" zu sein, aber in Wirklichkeit als Einziger den vollen Durchblick hat, für Verwirrung · ohne seine Kommentare in Wort und Mimik wäre die ganze Geschichte nur halb so amüsant.
Für die perfekte Verkörperung des schlitzorigen Rentners mit einer Vorliebe für Kreutworträtsel und deftige Klolektüre erntet Karl-Heinz Schlesiger des öfteren Szenenapplaus. Im Grunde ein gutmütiger Zeitgenosse wird der "Oide" nur dann zum Hirsch, wenn die Resi von der Post (Monika Zellner als ewige Grantlerin mit Haaren auf den Zähnen) auftaucht.

Die von ihrem Gatten im Rausch als "Gaul" betitelte Ehefrau Martha (köstlich: Maria Mayer als erboste Unschuld vom Lande) sinnt auf Rache. Gute Ratschläge erteilt ihr dabei Freundin Moni (Sylvia Fischer als erfahrene Beraterin), die in der Ankunft der Feriengäste eine einmalige Chance zum Komplott sieht.
Schnell erklärt sich Margot Meierlein (Irmgard Fischer als resolut preußische Emanze) mit der unterdrückten Martha solidarisch und stellt ihren "Rüdiger Schatzi" (Gerhard Reitmeier als "süßer" Warmduscher und Pantoffelheld) zu Rachezwecken "pro forma" zur Verfügung. Mittels ihres "Sausparbüchls" wird die Bäuerin neu eingekleidet und verbringt eine · vermeintlich · lebhafte Liebesnacht mit ihrem neuen Bewunderer.

Während der eigentliche Anlass für den Streit, die hübsche Praktikantin, sich längst in den feschen Hansi (Herbert Heidenkampf übt sich als schüchterner Erntehelfer aus der Stadt in tolpatschigen Annäherungsversuchen) verguckt hat, treibt die "Krise" auf ihren Höhepunkt zu. Was "marode Dödel" und "oids Glump von 1979" zum tränenreichen Happy End beitragen, soll an dieser Stelle nicht verraten werden, schließlich stehen noch drei Vorführungen am kommenden Wochenende aus.

Alle Ensemblemitglieder haben sich mit der diesjährigen Darbietung ein Lob verdient, sind sie doch erneut routinierter und sichtlich sicherer im Auftritt geworden. Ihr schauspielerisches Können steht so manchem TV-Bauerntheater nicht nach. Dank der Textsicherheit aller Beteiligten durfte sich Maria Schlesiger als Souffleuse in die Reihe der Arbeitslosen eingliedern.

Für gute Bühnenpräsenz und geschickte Auslastung des Raumes hatte Peter Zellner als Regisseur, unterstützt von Lorenz Frank bei Technik und Beleuchtung, gesorgt. Und in der "Maske" zeichnete Christa Reitmeier für die richtige Schminke verantwortlich.

Mit Blick auf die Zukunft der Theaterfreunde erklärte eine ältere Dame aus dem Publikum zuversichtlich "irgendoa Platzl" werde sich schon finden · "sonst wär`s schad drum".


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