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Volksfest-Ausmarsch-Steuer und Nepomuk-Bewunderungsgebühr


Trotz des nasskalten Wetters: Rosenmontagszug lockte riesige Menschenmenge ins Geisenfelder Stadtzentrum / Bissige Politikerschelte

Geisenfelder Zeitung, Dienstag, 24. Februar 2004
Fotos : Peter Mühlbacher


"Thaller, Thaller, du musst wandern, von einem leeren Topf zu andern." Ja, gar schlimm ist es bestellt um den Geisenfelder Stadtsäckel, und drum wird ab dem 1. April eine "Volksfest-Ausmarsch-Steuer" und eine "Nepomuk-Bewunderungsgebühr" erhoben. · Hoffentlich haben die Familien der "Nachbarschaft am Bad" mit dieser närrischen Ankündigung den Geisenfelder Stadtrat nicht auf dumme Gedanken gebracht! Aber nicht nur dieser Wagen hatte die Lacher auf seiner Seite beim traditionellen Rosenmontagszug, der gestern trotz des nasskalten Wetters eine riesige Menschenmenge in die Geisenfelder Innenstadt lockte.

Dauerschneefall und knöcheltiefer Matsch auf den Straßen: Noch am späten Vormittag hatte es für den traditionellen Umzug zappenduster ausgesehen. Doch dann hatten die Veranstalter und die vielen beteiligten Vereine doch noch Glück im Unglück: Gegen 13 Uhr hörten die Schneefälle auf, und so konnte der Gaudiwurm, wenn auch nicht unter idealen, aber doch unter passablen Bedingungen über die Bühne gehen. Und als sich dann der Zug, angeführt von der Stadtkapelle und dem Geisenfelder Prinzenpaar im Cabrio, in Richtung Stadtzentrum in Bewegung setzte, wurden die über 20 Wägen und rund 15 Fußgruppen bereits von mehreren tausend Zaungästen erwartet.

Gekonnt kommentiert und erläutert wurden die einzelnen Mottos heuer gleich von zwei Moderatoren · Ralf Maul und Hans König, wobei die beiden oft kaum eine Chance hatten, sich akustisch gegen die Wägen durchzusetzen, denn auffällig viele von diesen hatten heuer wahre Lautsprecher-Ungetüme an Bord · wobei sich bei so manchem Zuschauer der Eindruck aufdrängte, dass hier Lautstärke mit Stimmung verwechselt wird. . .

Und trotzdem war er wieder eine Riesen-Gaudi, der Geisenfelder Rosenmontagszug! Lokale Geschehnisse wurden genauso bissig auf die Schippe genommen wie die "große Politik".

Neben den schon angesprochenen leeren Kassen der Stadt waren natürlich auch der Stadtplatz ein Thema, der zwar "anders werden soll, aber sich nicht ändern darf", sowie der neue Nepomuk: Köstlich die Idee des Heimatmuseums, die auf ihrem Wagen das Original (den alten Nepomuk), den "Künstler bei der Arbeit" samt Presslufthammer sowie das "prächtiges Ergebnis" präsentierten. Mit der "kinderfeindlichen" Freizeichenregelung beim Volksfestausmarsch setzte sich die "Familienbande" auseinander, und die JU präsentierte sich stolz als wahre "Prinzenschmiede". Schließlich kommen aus ihren Reihen heuer gleich zwei Faschingsprinzen (GFG und Narrhalla Mainburg).

Das Thema schlechthin beim diesjährigen Geisenfelder Gaudiwurm kam jedoch aus der "großen Politik": die Gesundheitsreform, mit der sich gleich drei Wägen beschäftigten: "Liebe Politiker, vielen Dank, bevor wir zehn € zahlen, bleiben wir lieber krank", dichteten die Oberpindharter Burschen, und die Rottenegger gingen noch einen Schritt weiter: "Hast du keine zehn € für den Notarzt bereit, sag lieber der Trauerhilfe Denk Bescheid."

Wer könnte die Praxisgebühr im Übrigen besser einsammeln als Toll-Collect, so zumindest ein Vorschlag auf dem Wagen des FC Geisenfeld, AH. Gar nicht "toll" ist auch die Erhöhung der Tabaksteuer, meint das Stockcar-Team. Denn "gibt es keine Raucher mehr, sind die Kassen trotzdem leer", dichtete der Verein, der auf seinem Wagen 5000 leere Zigarettenschachtel "verbaut" hatte. Was die einzige Lösung für das derzeitige Politik-Desaster ist, zeigte der "Hollweck Mich" auf seinem Wagen: die Politiker in einen Sack und feste draufhauen!

Natürlich war auch das "Fernseh-Highlight" des Jahres ein Thema, und die Kolpingfamilie hatte da gleich einen Vorschlag parat, wer denn als Nächstes in den australischen Dschungel geschickt werden sollte: "Hilfe ich bin ein Stadtrat, holt mich hier raus", titelte die Gruppe und gab zum Anrufen auch gleich die Telefonnummern einiger Räte preis. Seinen Abschluss fand der Umzug mit der Narrenbühne vor der Schranne, wo mehrere Garden ihr Können zeigten, ehe in vielen Geisenfelder Lokalen und natürlich bei der großen GFG-Disco in der Siegelhalle kräftig weitergefeiert wurde.

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