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Konzerte
Geisenfeld-Online

Musik, die Seelen füllt

Beeindruckendes Konzert bei Kulturtagen

GZ Montag, 22.Nov. 2004, Magdalena Zurek
Sitzungssaal des Rathauses
Fotos : Miek Michielsen


Musik, die komplett vereinnahmt und für nichts anderes mehr Raum lässt. Musik, die nicht Pausen, sondern Seelen füllt. Dargeboten von Musikern, deren Freude am Spiel durch Intuition, Virtuosität und Kreativität abgerundet wurde. All das boten Evelyn Huber, Martina Eisenreich und Wolfgang Lohmeier anlässlich der Kunst- und Kulturtage in Geisenfeld im "schnuckeligen Sitzungssaal" (Originalton Huber) des Rathauses.

Sie zupft, schlägt und streichelt ihr Instrument, muss es öfter als gemeinhin angenommen sogar mit Füßen treten (der Halbtöne wegen). Zum Dank zeigt sich die Harfe unter Evelyn Hubers Hand (und Stiefel) immer wieder von einer "ungeahnten Saite": Sie tanzt fröhlich auf irischem Parkett, jammt siegessicher durch Amerika, brummt, summt und pfeift oder stimmt in halsbrecherischem Tempo ausgefallene Melodien an.

Dabei setzt ihre Herrin auf technische Perfektion, ohne je nüchtern und kalt zu wirken. Ihr urbairischer Charme verfehlt auch musikalisch nie seine Wirkung.

Für Martina Eisenreich sind Notenblätter überflüssiges Beiwerk. Mit geschlossenen Augen fühlt sie sich durch ihre Musik, lässt die Geige vor Wut schnauben, sanft säuseln oder in fingerbrecherischen Läufen irisches Temperament versprühen. "Herzblut" ist in der jiddischen Tradition des Klezmer kein bloßes Klischee und so findet die facettenreiche Interpretin hier ihre wahre Heimat. Dabei gleitet sie, strumpfsockert bodenständig und auch durch gerissene E-Saiten nicht zu erschüttern, nie ins Kitschige ab.

Dass man mit einem "Dritte-Welt-Laden" Trommelfell und Gemüt gleichermaßen in Schwingungen versetzen kann, bewies Wolfgang Lohmeier mit seinem Sammelsurium kurioser Percussion aus sämtlichen Kontinenten ("Bayern inklusive"). Beeindruckend die Ausdrucksvielfalt und rhythmische Perfektion mit der dieser Musiker synkopische Muster wob, Trommeln wirbeln ließ und selbst Schlaginstrumenten melodiöse Kapriolen abrang.

Alle drei gemeinsam entführten mit vielfach selbst komponierten oder gesetzten Stücken in unterschiedlichste Welten, ließen Herbststürme in Schottland aufbrausen, tauchten neblige Moorlandschaften in zartes Sonnenlicht oder gaukelten in flirrender Wüstenhitze eine Fata Morgana vor.

Mit sichtlichem Genuss improvisierte das Trio jazzig oder just for fun - mit jener vermeintlichen Leichtigkeit, die nur immense Konzentration und das intuitive Gespür für den anderen hervorbringt. Dabei wob jeder seinen eigenen Faden in einen bunten Klangteppich, ohne je die anderen zu überlagern.

Kein Wunder also, dass das "letzte Stück des Abends", die Titelmelodie zu "Orfeo Negro" vom Publikum nicht als solches akzeptiert wurde - glücklicherweise, denn um den "nachgelegten" Glenn-Miller-Sound, Tango nuevo und ausgefallenen Irish Folk wäre es schade gewesen.


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