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"Maria"

Vorwort vom Stadtpfarrer Thomas Stummer


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"Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
Doch keins von allen kann dich schildern,
Wie meine Seele dich erblickt."

So schrieb vor über 200 Jahren Novalis, der berühmte Dichter der deutschen Romantik. Zwar nicht tausend, aber doch so so viele Bilder, dass sie noch keiner gezählt hat, finden sich von Maria in der ehemaligen Geisenfelder Klosterkirche und jetzigen Stadtpfarrkirche, deren Patronin sie ist. Statuen, Gemälde, die Deckenfresken, auch alte liturgische Gewänder und Geräte zeigen die Frau, die die Christen schon seit der Alten Kirche "Gottesmutter" nennen und die von den (katholischen und orthodoxen) Gläubigen stets besonders verehrt wurde - wohl weil diese Verehrung die mütterliche Seite Gottes und Menschlichkeit des Glaubens besonders gut zum Ausdruck bringen konnte. In Maria haben sie sich alle gefunden: die einfachen Leute mit ihrer Volksfrömmigkeit, aber auch die Theologen, die Frauen und ebenso auch die Männer (und neuerdings, wie es scheint, auch zunehmend wieder die evangelischen Christen, weil wir immer mehr entdecken, dass die Marienverehrung kein Trennungsmerkmal der Konfessionen sein muss und darf).

Kein Wunder, dass sich die Künstler immer wieder an der Gestalt Marias versucht und verschiedenste Facetten ihrer Bedeutung dargestellt haben: Maria, das unbedeutende junge Mädchen aus der Provinz, von Gott geliebt und in Gott verliebt, in guter Hoffnung - mit Gott. Maria, die Jungfrau, der ganz offene und empfängliche Mensch, ohne Sünde und Verkrümmung in sich selbst. Die Mater dolorosa, vor der schon ungezählte Menschen mit ihrem Leid gekniet sind. Der Typos des glaubenden Menschen und das Urbild der Kirche. Maria in der Vollendung des Himmels (wie auf dem Geisenfelder Hochaltarbild). Oder auch die Frau, die im Magnificat davon singt, dass Gott die Mächtigen vom Thron stürzt und die Niedrigen erhöht ...

Ich freue mich, dass es auch heuer wieder eine Kunstausstellung in unserer Stadtpfarrkirche gibt und dass dafür das Thema Maria ausgewählt wurde. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich heute Künstlerinnen und Künstler mit diesem scheinbar sehr traditionellen Thema des Glaubens auseinander setzen - und welche Begegnungen und Reibungen sich zu den "alten" Marienbildern unserer Kirche ergeben. Vielleicht ermöglicht das manchem einen ganz neuen Zugang zu Maria - und auch dem einen oder anderen Gläubigen eine Facette von dem, "wie meine Seele dich erblickt"!


Thomas Stummer, Pfarrer

 


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