Deutschland
Postleitzahl: 85 290
Vorwahl: 0 84 52

Ausstellungen
Geisenfeld-Online

Zeitgenössisches Marienbild: Ausstellung regt Diskussion an

Magdalena Zurek, Geisenfelder Zeitung
Fotos Miek Michielsen, Peter Mühlbacher
Wir bedanken uns bei der Firma Wolf, Anlagetechnik aus Geisenfeld für ihre freundliche Unterstützung der Kunst- und Kulturveranstaltungen in Geisenfeld
Presseecho
 Zurück

"Mögen die Kunstwerke ein Fenster in uns zu Maria öffnen" · so der Wunsch von Kulturreferentin Anneliese Lackermair, die etwa hundert Besucher zur Vernissage der Marien-Ausstellung in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Geisenfeld begrüßen konnte. "Zu einem Urteil herausfordern", wobei es "durchaus zu Kontrapunkten kommen soll", so fasst der Begleitkatalog das Ziel der Ausstellung zusammen. Durchaus kontrovers war denn auch die Reaktion des Publikums, die von Begeisterung für "kreative, religiöse Anstöße" bis zu vereinzeltem Unverständnis ("brauchts des in der Kirch?") reichte. Als sehr hilfreich erwiesen sich die erläuternden Worte der Organisatorin Miek Michielsen zu den eigens für die Ausstellung geschaffenen Werken, denn die Bedeutung vor allem der abstrakteren Exponate erschloss sich dem Betrachter nicht automatisch.

Einige Mitwirkende hatten sich der "Mutter Jesu" als Mensch voller Wärme angenommen. So stilisiert Doris Sperr die "Beschützende und Behütende" zu einer Samenhülle aus kuscheligem Wollfilz. Im wahrsten Sinne des Wortes "zementiert" ist hingegen die innige Zuneigung zwischen Mutter und Sohn in der Skulptur Nathalie Ponsots, die beide Personen verschmelzen lässt. Christoph Mayer will mit seinen steinernen Skulpturen die Liebe in all ihren Variationen als Wesenskern Mariens herausarbeiten.
Die religiöse Bedeutung der Mutter des "Lichtbringers" Jesus "beleuchtet" Markus Jordan mit Fotografien moderner Frauen in biblisch traditioneller Haltung. Eine Künstlerin wünscht sich mit der dreiteiligen Insallation eines Marien-Hausaltars die Zeit gemeinsamen, religiösen Erlebens in der Familie zurück. Ein Empfinden, dem sich die heitere Darstellung Marias als "Maienkönigin" von Edmund Maßow anschließt, der die biblische Gestalt auch als Schutzpatronin der Kinder aller Religionen sieht.

Der Name "Maria" in kalligrafischen Lettern, gepaart mit der farbenprächtigen Symbolfigur wird bei Antoniette Fraedrich zur Beschwörung christlicher Liebe unter der Herrschaft eines dreieinigen Gottes. Jakob Rusch präsentiert ein zeitgenössisches, himmelwärts zeigendes Triptychon als Interpretation der Verheißung des Lukasevangeliums (mit den Elementen Fruchtbarkeit, irdischer Lebensraum und Heiliger Geist). Das 1950 formulierte Dogma von der "Aufnahme Mariens in den Himmel" deutet Konrad Dördelmann sehr eigenwillig mit einer von der Kuppel über dem Altar hängenden Installation aus Kleid, Mantel und Lilie. Toni Oberhofer hingegen kritisiert mit der Gegenüberstellung einer kirchlichen mit der "poppigen" Madonna den geschmacklosen Verfall religöser Werte.

Den stetigen Wandel der gesellschaftlichen Bedeutung Marias, die in der Rolle der "starken Frau" mündet, reflektiert Gaby Kuschill auf drei großen Fahnen. Mit der gewagten Präsentation eines im Beichtstuhl wie im Uterus schwimmenden Fötus will Michielsen die weibliche Sehnsucht nach Geborgenheit und Schutz symbolisieren · mit Maria als möglichem Verbindungselement zwischen Wunschvorstellung und Realität. War Maria nicht eine ganz normale Mutter mit einem aufmüpfigen Sohn, den sie vor Gefahren zu schützen versuchte? Die comicartig-humoristische Darstellung einer Szene "aus dem Leben" Mariens von Wolfgang Gertis im Notariatshof installiert, regt die Diskussion um eine zunehmend verklärte Gestalt an.

 

 

 

 

 
  

Zurück