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Ausstellung bringt die Bibel "mit Verstand, Gefühl und Herz" näher

Magdalena Zurek, Geisenfelder Zeitung
Fotos Miek Michielsen, Peter Mühlbacher
   

Auf unkonventionelle Art lädt derzeit die Geisenfelder Stadtpfarrkirche auch außerhalb der üblichen Gottesdienste zum Innehalten und Betrachten ein. Moderne Installationen, Bilder und Skulpturen bereichern das an historischen Kunstschätzen reiche Interieur. Wer die Ausstellung unter dem Motto des Jahres der Bibel "Suchen und Finden" besichtigen möchte, sollte etwas Zeit mitbringen, denn viele der Exponate haben mehr als ein oberflächliches Betrachten verdient.


Schon von jeher hätten Künstler Glauben und Sakralität durch ihr Schaffen mit geprägt und die Sinne "spürbar erweitert" und so könne auch die derzeitige Ausstellung dazu beitragen, den Menschen die Bibel "mit Verstand, Gefühl und Herz" näher zu bringen -so Kulturreferentin Anneliese Lackermair in ihrer Begrüßungsrede anlässlich der Vernissage. Zwischen den einzelnen Musikstücken eines außergewöhnlichen Konzertes zur Eröffnung (GZ berichtete) stellte die Organisatorin der Ausstellung, Miek Michielsen, die beteiligten Künstler vor und regte zum Nachdenken über deren Schaffen an.

"Auf dem Weg sein zum Reich Gottes" · der Titel eines Aquarelles von Gabriele Baudisch bringt die Kernaussage alles Gezeigten auf den Punkt: Die individuelle Suche nach dem Pfad, der in das viel zitierte "Licht" führt. Bei Daniel-Werner Botradi streben völlig entblößte "Seelen" magisch angezogen ihrem Ziel zu. Jene, die auf Hochmut setzen enden jedoch als Schafe in "Babylon". Der mit 21 Jahren jüngste teilnehmende Künstler beweist bereits erstaunliche Ausdruckskraft. Auf abstraktere Symbolik setzt Lotte Boyer, deren farbintensive Aquarelle die Schöpfung aus dem Nichts und den Regenbogen als Zeichen des Bundes zwischen Gott und Menschen in ihrer elementaren Dimension verdeutlichen.

Ganz anders gestaltet sich der Zugang Konrad Dördelmanns, der sich dem Thema Kirche in der Reflexion des Opferstockes annimmt. Einmal als Radierung auf Papier, einmal als Druck auf Leinen, greift er den Gedanken des "Gebens" in abstrakten hell-dunkel Kontrasten als christliche Tugend auf. "Und am Anfang war das Wort" · bei Antoniette Fraedrich wird dieses Genesis-Zitat in der kalligrafischen Bearbeitung von Kolosser 2,3 regelrecht "greifbar". Die Kernaussagen "Weisheit" und "Erkenntnis" sind als "Schätze" mit den Kirchenfarben plastisch hervorgehoben.

Plastisch auf eine ganz andere Art sind die bunten Skulpturen Miek Michielsens, die an die Seligpreisungen der Bergpredigt erinnern und die Ideale der "Flower Power" Generation ·Friedfertigkeit, Barmherzigkeit aber auch den Mut zur Trauer · wieder beleben sollen. Der Tod ist unausweichlich, der Weg dorthin eine klein karierte, mit Schuld gepflasterte Enge, aus der nur die Vergebung befreit · so die Aussage des Acrylbildes von Karolina Schröder, die durch dessen Platzierung im Beichtstuhl verstärkt wird. Die "Energie" Gottes fasst Schröder im Bild des strahlenden Lichtes.

Völlig abstrakt, Gegenständliches nur erahnend, verweist eine Künstlerin mit ihrer imposanten Kreation (Mischtechnik/Leinwand) auf die Vergänglichkeit des Seins, auf die Begrenztheit menschlicher Erkenntnis, die immer Stückwerk bleiben wird. Dass auch nach über 2000 Jahren die christliche Leidensthematik nichts an Aktualität verloren hat, vermittelt Annemarie Juhasz eindringlich durch ein blutrotes Holzkreuz, das mit Nägeln und Zeitungspapier bestückt ist. Fröhlicher Konterpart sind die Fische aus Holz und Metall, die als urchristliches Symbol von der Verbreitung der frohen Botschaft künden. Das menschliche Antlitz als Spiegel seiner zerrissenen Seele, die letztlich im Vertrauen auf Gott ihre Ruhe findet ist das Grundthema bei Alexander Kreileder.

Zu den herausragenden Werken der Ausstellung gehört Edmund Maßows Emaille-Arbeit "Es ist vollbracht", die den Betrachter gefangen nimmt, ihn Erniedrigung, Schmerz und Verzweiflung in beängstigender Deutlichkeit spüren lässt. Im Kontrast dazu steht die bewusst kindlich-naiv gehaltene Darstellung der Auferstehung ("Hoffnung"), in der Christus als bildfüllende Lichtgestalt alles Irdische hinter sich lässt. Sein Holzkreuz mit dem EmailChristus fügt sich in der Kirche ein alsob es schon immer dort befestigt war.

Ein zunächst einfach nur lustig anmutender "Holzklotzmann" erwartet den Besucher beim Verlassen des Kirchenraumes. In der Hand hält er einen jener Äpfel, die die Gäste anbeißen und im benachbarten Holzcarré aufhängen durften. Wie der Titel des Werkes "Who framed the humans?" deutlich macht, will Wolfgang Gertis bei allem Humor jedoch zum Nachdenken über Schuld und Erbsünde anregen, über das Gefangensein in einem starren Rahmen als Gleichnis der Vertreibung aus dem Paradies.

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